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Erläuterungen
Erläuterungen zur Kartoffelkraut- und Knollenfäule (Phytophthora infestans)
Die Kartoffelkraut- und Knollenfäule
(Phytophthora infestans)
ist eine der - für den Kartoffelanbau - bedeutendsten
Pflanzenkrankheiten und erfordert daher eine gezielte Bekämpfung. Das Auftreten
einer Phytophthora-Epidemie ist von meteorologischen
und biologischen Voraussetzungen abhängig. Eine der biologischen
Voraussetzungen ist das Vorhandensein von infizierten Saatkartoffeln, die einen
Initialherd darstellen. Der Pilz wächst aus der Knolle in die oberirdischen
Pflanzenteile, wo sich dann Sporangien bilden. Die entwickelten Sporen
verbreiten sich, keimen und infizieren weitere Pflanzen.
Nach Untersuchungen haben sich
zwischen einzelnen Phasen der Phytophthora wie
Sporenkeimung, Sporangienbildung, Myzelwachstum
und meteorologischen Messgrößen folgende Zusammenhänge ergeben:
1. Eine Infektion bzw. Sporenkeimung
tritt am stärksten während mindestens vierstündigen Feuchtperioden im Temperaturbereich
zwischen 10 - 12 Grad Celsius auf.
2. Die Sporangienbildung
entwickelt sich am besten während Feuchtperioden von mindestens zehn Stunden
Dauer im Temperaturbereich zwischen 20 - 22 Grad Celsius.
3. Das Wachstum des Myzels (bzw.
Ausdehnung der Läsionen) erfolgt in den Stunden mit einer Temperatur von 15 -
20 Grad Celsius.
4. Eine Hemmung in der Befallsentwicklung wird wegen der eingeschränkten
Lebensfähigkeit der Sporangien während zwischenzeitlicher Trockenperioden mit
einer relativen Feuchte von weniger als 70 % erreicht.
Während es relativ einfach
festzustellen ist, ob die meteorologischen Voraussetzungen für das Auftreten
einer Epidemie vorliegen, ist das bei den biologischen Voraussetzungen nicht
der Fall. Sind aber die meteorologischen Voraussetzungen nicht erfüllt, so kann
daraus geschlossen werden, dass eine Epidemie noch nicht auftreten kann.
Anfang der 70er Jahre wurde an der
Agrarmeteorologischen Forschungsstelle Braunschweig ein Modell entwickelt,
welches die meteorologischen Einflussfaktoren durch eine Bewertungszahl
beschreibt. Basierend auf stündlichen meteorologischen Daten werden die
täglichen Bewertungszahlen ab Auflauftermin zu einer Gesamtbewertungszahl
aufsummiert. Aus der Tatsache, dass bei einem Wert von weniger als 150 (entspricht
einem Befall von weniger als 0,1 %) keine Epidemie ausbricht, konnte eine Phytophthora-Negativ-Prognose erstellt werden. Diese gibt
die befallsfreie Zeit bis zu einer Gesamtbewertungszahl von 150 an, in der Spritzmaßnahmen nicht erforderlich sind. Viele
nachfolgend entwickelte Modelle beruhen auf diesem Ansatz und nutzen ebenfalls
die relative Feuchte und den Niederschlag als Zeiger für die Feuchtperioden. In
den letzten Jahren war zu beobachten, dass der Befallsdruck durch
Phytophthora-Infestans zugenommen hat und die Negativ-Prognose in einigen
Fällen versagte. Aus diesem Grunde wurde im Jahre 1999 ein neuer Modellansatz
zur Beschreibung der meteorologischen Einflussfaktoren eingeführt, der dem
beobachteten höheren Befallsdruck Rechnung trägt.
In dem neuen Modell wird nicht mehr
die relative Feuchte und der Niederschlag als Zeiger für eine Feuchteperiode,
sondern die im Bestand wirkende Blattbenetzung durch Tau oder Niederschlag
betrachtet.
Die Spritzungen gegen Phytophthora müssen regelmäßig erfolgen, um einen Schutz
vor der Infektion zu gewährleisten. Bei trockener Witterung mit geringen
Bodenfeuchten und keinem nennenswerten Niederschlag über einen längeren
Zeitraum sind kaum Infektionsbedingungen gegeben, sodass die regelmäßige
Spritzung unterbrochen bzw. auf einen späteren Termin verschoben werden kann.
Diese Witterungsbedingungen werden ebenfalls im Modell erfasst und bei
gegebenen Bedingungen wird eine Spritzpause empfohlen.
Frühkartoffelbestände, die zum
Frostschutz oder zur Bodenwasserergänzung künstlich beregnet oder die unter
Folie angebaut werden, fallen nicht unter den Geltungsbereich der
Negativ-Prognose.
Das Produkt "Phytophthora-Vorhersage" wird im Zeitraum Mai bis Juli
angeboten. Der Zeitraum kann im aktuellen Jahr in Abhängigkeit von der Witterung
unter- oder überschritten werden.
Aus rechtlichen Gründen werden nur
Informationen von den im internationalen Austausch beteiligten deutschen
Wetterstationen dargestellt. Sind Sie an Informationen für jede gewünschte
Wetterstation in Deutschland interessiert, schreiben Sie bitte an Landwirtschaft@dwd.de.
Stand: Mai 2014